Friday, December 4, 2009

Man hilft ja gerne

Ich glaube, ich habe in letzter Zeit 'TROTTEL' ganz gross auf die Stirn geschrieben. Ich komme mir verarscht vor, wo ich gehe und stehe.

Nun hat ja bekanntlich Kollegin E. den kranken Vater ("I've fallen and I can't get UP!").

Und sie ist sehr eng mit Kollegin G. Ich sitze hier in der Mittagspause wie immer an meinem Schreibtisch, surfe das Netz, und hoere laut Musik durch meine Kopfhoerer. Das ist nicht zuletzt, um Frau Z. und ihre Tratsche nicht hoeren zu muessen, die am Schreibtisch der Tratsche in voller Lautstaerke das uebliche duemmliche Gelaber durch die Gegend bruellen.

G.'s Zimmer ist direkt meinem Schreibtisch gegenueber. G. kann eine Nervensaege sein.

G. guckt in meine Richtung und ihr Mund bewegt sich. Mir schwant nichts Gutes. Ich nehme den Kopfhoerer ab, und damit ist meine Mittagspause offiziell vorbei. Keine Viertelstunde, nachdem sie begonnen hat.

Warum? Darum:

G.: "Bist du die ganze Mittagspause an deinem Schreibtisch?"
Ich: (Ungutes ahnend) zoegernd: "Jaaaaaaaaaaaaa....?"
G.: "E. und ich gehen jetzt in die Kantine. Sie erwartet einen wichtigen Anruf wegen ihrem schwerkranken Vater. Koennte sie ihr Telefon zu deinem weiterleiten, und du ihre Anrufe entgegennehmen? Und wenn der Anruf kommt, uns dann in der Kantine auf E's Handy anrufen?"

Panik. Hilfe. Wie komme ich aus DER Nummer heraus jetzt. Kennen meine Leiden denn kein Ende in letzter Zeit?!?

Natuerlich sage ich zu. Weil kein guter Grund besteht (den die kapieren wuerden), es NICHT zu tun. Und ich hinterher endgueltig Abschaum waere, wenn ich es nicht taete.

Noch ein schwacher Protest meinerseits: "Ja. WENN ich das Telefon hoere. Denn mit den Kopfhoerern....." *bedauerndes Abdriften*

G.: "Ach so. Dann lassen wir's halt sein, never mind. Schon gut."
Ich: "Nein, nein, NEIN, ich mache es. Dann ziehe ich die Kopfhoerer halt ab. Natuerlich mache ich es. Aber GERNE!" (Dass mich der Blitz nicht auf der Stelle getroffen hat bei dieser Luege ist ein kleines Wunder an und fuer sich.)

Ich nehme mir resigniert die Kopfhoerer ab. Die beiden Damen verabschieden sich unter ueberschwenglichen Bedankungen in die Kantine. E's Telefon nun auf meins umgeschaltet, werden natuerlich ALLE ihre Anrufe an mich weitergeleitet. Und sie bekommt viele. Unsinnsanrufe. Von ihrer Tochter. ("Ich wollte dir nur 'hi' sagen.") Von ihrem Mann ("Honey! In welchem Jahr sind wir noch mal in dieses Haus gezogen!?!")

Da ich nicht weiss, welches "DER WICHTIGE" Anruf ist, beantworte ich vorsichtigerweise alle. Ja, bin ich denn der ihre Sekretaerin. Und dazu noch in meiner Mittagspausse. Macht nix. Ich sitze ja sowieso am Schreibtisch in der MP. Da kann ich auch genausogut irgendwelchen Scheiss fuer irgendwen uebernehmen, ne? Wo ich doch EH da bin! Leider denken die meisten Menschen auf der Welt so. Da legst di nieder. Nein, ich kann echt nicht mehr.

Und ohne meine Musik (sonst koennte ich ja moeglicherweise das Tel. nicht hoeren), hoere ich natuerlich Frau Z. und ihre saudumme Tratsche, auf der anderen Seite der halbhohen Trennwand. Obwohl die ziemlich zurueckhaltend sind, seit mir diese Aufgabe uebergeben wurde. Vor allem, wenn sie durch die Trennwand mein Tel. klingeln hoeren. Dann sofort... Grabesstille. Denn sie wollen ja nicht riskieren, DASS IHNEN EVENTUELL NOCH ETWAS ENTGEHT.

Wenn Frau Z. an ihrem Schreibtisch gesessen haette anstatt da drueben bei ihrer Tratsche, waere diese Aufgabe IHR aufgebrummt worden. Sie ist der Typ fuer so was. Viel mehr als ich. Ich war nur eine Notloesung. Denn mich erwaehlt man normalerweise fuer solche Aufgaben nicht aus, nur wenn es gar nicht anders geht. Das ist mehr ein Frau Zipperlein-Ding. Aber Frau Z. ist fein heraus. Weil sie mal wieder im entscheidenden Moment nicht an ihrem Schreibtisch war, ich aber sehr wohl an meinem. Wie immer, also.

Ich bin unendlich genervt. Ich leiste grundsaetzlich keine "Gefaelligkeiten". Das ist nicht meine Welt. Flucht ist mir zur zweiten Natur geworden. Wenn sich jemand auch nur ansatzweise hilfesuchend benimmt, schleiche ich leise davon. Denn man weiss ja nie, in was man hineingezogn wird, wenn man auch nur im Geringsten empfaenglich herueberkommt. Aber diesmal konnte ich mich nicht herauswinden, weil ich ohne Vorwarnung damit ueberfallen wurde. Ich hassse mein Leben im Moment. Mensch, bin ich ein Volltrottel in letzter Zeit. :(

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